Was macht ein Russe im Kondom?

Er wird Bürgermeister.

(Sorry, der war flach. Aber ich hatte in dieser Pressemeldung tatsächlich zuerst „Russe“ statt „Rousse“ gelesen gesehen. Kommt davon, wenn man nicht richtig hinschaut.)

Der Kondom-Relevanz-Check: Die deutschen Bundesministerien

Kürzlich landete ich durch einen dummen Surfunfall auf der Internetseite des Ministeriums für alles außer Männer, und wie ich nun schon mal da war, gab ich ins Suchfeld oben mal „Kondome“ ein. Es hätte ja sein können, dass im Themenumfeld Jugendliche / Familie / Frauen zumindest der eine oder andere relevante Beitrag auftauchte – aber: Fehlanzeige:
bmfsfj Das erstaunte mich dann halt doch ein wenig. Sonst hat doch dieses Ministerium zu allem und jedem mindestens eine Meinung… Aber gut. Es ist ja, per definitionem, kein Ministerium für Männer, also müssen Kondome wahrscheinlich deswegen außen vor bleiben.
Jetzt wollte ich aber doch mal schauen, was die anderen Ministerien so zum Thema Kondome zu sagen haben; irgendwo musste es doch was geben. Ich erwartete natürlich nicht, bei jedem Ministerium etwas zu finden, aber die Ergebnisse waren manchmal doch etwas verwirrend. Deswegen hier für Euch mal die Suchergebnisse (teilweise nur die ersten Treffer), die man bekommt, wenn man in das Suchfeld oben einfach nur „Kondome“ eingibt (Ein Klick auf die Mini-Screenshots öffnet den jeweiligen Screenshot; die Links zu den Suchseiten der Ministerien sind im Text).

bmwe1. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, dessen Abkürzung ganz kraftlos ohne letztere auskommen muss, hatte erwartungsgemäß nicht viel zu bieten; gesamtwirtschaftlich gesehen sind die paar Kondomhersteller in Deutschland wahrscheinlich nicht relevant. Es gab aber immerhin 2 Suchergebnisse – nämlich die „Verordnung (EG) Nr. 213/2008 der Kommission vom 28. November 2007 zur Änderung der Verordnung (EG) Nr. 2195/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates über das Gemeinsame Vokabular für öffentliche Aufträge (CPV) und der Vergaberichtlinien des Europäischen Parlaments und des Rates 2004/17/EG und 2004/18 EG im Hinblick auf die Überarbeitung des Vokabulars“ und die „Verordnung (EG) Nr. 2195/2002 des Europäischen Parlaments und des Rates über das Gemeinsame Vokabular für öffentliche Aufträge (CPV), 5. November 2002″… WTF?

aa2. Weitaus mehr hatte da schon – nicht ganz unerwartet – das Auswärtige Amt zu bieten, nämlich an erster Stelle drei wirklich relevante Publikationen (Der HIV-Patient auf Reisen, HIV /AIDS: Probleme und Risiko in Ostafrika, HIV /AIDS: Die Situation in Berlin und bei seinen Reisenden) sowie etliche Länder- bzw. Reisehinweise. Insgesamt 16 Suchtreffer.

bmi3. Erstaunlich wenig gab es beim Innenministerium. Gut, das hat mich nicht gewundert, schließlich werden Kondome ja nicht innerlich angewendet… Der eine gefundene Link weist auf eine Broschüre für Zuwanderer („Diese Broschüre wendet sich in erster Linie an Neuzuwanderer. Sie gibt zahlreiche Tipps, die den Alltag erleichtern und enthält erste Informationen für alle wichtigen Lebensbereiche wie Wohnung, Arbeit und Schule. Sie beinhaltet zudem eine Vielzahl von (Internet-)Adressen zu Beratungsangeboten und weiterführenden Stellen.“), in der auf Seite 87 im Kontext der Aidsberatung tatsächlich das Wort „Kondome“ auftaucht.

bmv4. Sehr witzig gab sich hingegen das Bundesministerium für Verkehr und ditigale Infrastruktur. Nicht dass ich tatsächlich erwartet hätte, hier was zum Thema „Verkehr – besser mit oder ohne Kondom“ zu finden, aber das Merkblatt „Wasserskilaufen auf Binnenschifffahrtsstraßen des Bundes – westliche Wasserstraßen“, Stand 1. Januar 2012, hat mich hier als Suchergebnis doch ein wenig überrascht (vor allem, da in dem zum Download angebotenen Dokument überhaut nichts über Kondome drinsteht…). Aber „Suchfunktion“ und „digitale Infrastruktur“ passt wohl nicht so richtig zusammen. Guten Morgen, Herr Dobrindt…

bmbf5. Etwas enttäuscht war ich allerdings vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. Nicht so sehr der Forschung wegen – da läuft hier in Deutschland (außer der DLF) nicht viel – sondern eher wegen der Bildung. Keine Kondome bei Jugend und Familie, keine bei der Bildung… oh je. Aber einen Treffer gab es doch, immerhin, eine PDF namens „Weiße Biotechnologie“, in der auf Seite 20 tatsächlich Kondome erwähnt werden („Eine für hiesige Breiten taugliche Alternative wäre die aus Kasachstan stammende Löwenzahnart Taraxacum koksaghyz, bei der Kautschuk stolze 36 Prozent des Trockengewichts ausmacht. Darüber hinaus eignet sich Gummi aus Löwenzahn auch für Produkte wie Operationshandschuhe, Katheter oder Kondome, weil es anders als bislang üblicher Naturkautschuk keine allergischen Reaktionen auslöst“).

bmel6. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat (unerwarteterweise) tatsächlich einen Treffer, nämlich den „Tagungsband des 25. Internationalen Workshops für Führungskräfte der Landjugendarbeit, Titel: Von Anderen lernen – eigenverantwortlich handeln“. Auch hier handelt es sich wieder um eine Broschüre, in der eben mal der Begriff „Kondome“ auftaucht („Den Mädchen lernen wir, mit dem Kinderkriegen noch zu warten und wie man Kondome benutzt.“), auch wenn Semantik und Grammatik hier nicht gerade, hmnja, wirklich überzeugend sind…

bv7. Satte 14 Treffer verzeichnet die Website des Verteidigungsministeriums (die gleichzeitig die längste URL hat. Wer weiß, wass die damit alles kodieren…). Die Suchergebnisse sind nicht unerwartet – Broschüren wie „Safer Sex … sicher“, „Sanitätsdienst Bundeswehr: Info HIV und AIDS“ und „Geschlechtskrankheiten – Gefährliche Liebschaften“ finden sich neben dem „Aids Erlass ( PDF , 588 kB, 11 Seiten)“ vom 19. Apr. 1988. Deutsche Soldaten müssen eben erst mal erzogen werden… oder?

bmz8. Mit immerhin schon 20 Treffern befindet sich das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung schon in guter Nähe zum Außenministerium; die Suchergebnisse sind zumindest sehr relevant und hilfreich („Verhütung und Behandlung sexuell übertragbarer Erkrankungen“, „Prävention: Nachhaltige Strategien entwickeln“, „Deutsche Entwicklungszusammenarbeit: Kurzfassung des Evaluierungsberichtes Familienplanung – Social Marketing von Kontrazeptiva – Pakistan“, „HIV/Aids, Malaria und andere schwere Krankheiten bekämpfen“, „Deutschlands Beitrag zur nachhaltigen Eindämmung von HIV“ und dergleichen). Sollte man vielleicht mal einiges davon lesen.

bg9. Spitzenreiter mit 32 Treffern von der eigenen Website (und zusätzlich 55 externen) ist das Gesundheitsministerium; die abgedeckten Themen entsprechen dem, was man erwartet („Neue mach’s mit-Kampagne der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung informiert über HIV und andere sexuell übertragbare Infektionen“, „Neuregelung des Rechts der klinischen Prüfung von Medizinprodukten und Leistungsbewertungsprüfung von In-Vitro-Diagnostika in Deutschland“, „Was sind Medizinprodukte?“, „Sexuell übertragbare Infektionen (STI, engl. für sexually transmitted infections)“, … ), und die Suchfunktion ist übersichtlich.

10. Mit gar keinen Treffern sehr enttäuschend waren: das Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (CE-Kennzeichnung, Produktpiraterie, Medizinproduktegesetz… sowas hätte ich hier erwartet), das Finanzministerium (Warum volle MwSt auf Kondome?), das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Kondome für Hartz-IV-Bezieher, …) und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (OK, da fällt mir wirklich nichts passendes ein).

bmjv bmf bmas bunbr

„Gefühlsechter Gummi-Wahlkampf“? WTF?

Sind die österreichischen Grünen nun besonders witzig oder haben die Qualitätsjournalisten nur wieder einmal nicht aufgepasst?
Das Portal Nachrichten.at veröffentlichte am Dienstag einen Beitrag – und so fängt er an:
ggummi
Untertitel und Foto suggerieren (Pfeil und Fragezeichen von mir), dass die Grünen „mehr öffentlichen Verkehr“ wollen und zur Ermutigung gleich ein Kondom beilegen. Der (zugegeben sehr kurze) Begleittext sagt darüber zwar nichts – aber vielleicht darf man gespannt sein, was sich in Österreichs Parks demnächst so tut…