Gefesselt schlafen hypoallergene Kondome

Grottig. Anders kann man den aktuellen Google-Suchalgorithmus momentan nicht bezeichnen. Offenbar ist er derzeit sehr leicht zu manipulieren und erkennt auch entsprechende Aktionen nicht mehr, denn momentan passiert genau das, was Google eigentlich schon sehr frühzeitig in seiner Entwicklung versucht hat zu verhindern, nämlich die massive Verzerrung von Suchergebnissen durch SEO-„optimierte“ Seiten, deren tatsächlicher Wert für den Suchenden weit unter Null liegt.
Seit Wochen bekomme ich in den Suchergebnissen bei den Google Alerts für mein Lieblingsstichwort („Kondom“, was sonst) fast nur noch Müll-Seiten geliefert. Beispiele gefällig? Bitte sehr:
Google-Suchmaschinenmüll""
Google-Suchmaschinenmüll
Google-Suchmaschinenmüll
Google-Suchmaschinenmüll
Google-Suchmaschinenmüll
Google-Suchmaschinenmüll
Google-Suchmaschinenmüll
Ganz ehrlich? Das ging schon mal bedeutend besser. Es ist ja nicht mal mehr lustig.

(Latex-)Kondome sind kein Plastik.

Latex-Kondome bestehen aus Latex. Latex ist pflanzlich. Latex ist grundsätzlich natürlich abbaubar (auch wenn es – wie man gerne bei Bedarf auf dem heimischen Komposthaufen studieren kann – recht lange dauert, bis es sich zersetzt hat; was aber auch irgendwie logisch ist, denn schließlich wurde da Material ja vorher extra bearbeitet, damit es lange hält…). Also geht mir bei solchen Texten das Messer in der Tasche auf:

Der erste beschriebene Plastikmüll im Meer waren Millionen benutzter Kondome […] Ein erster Bericht von Plastik im Ozean stammt vom britischen Autor Aldous Huxley (1894–1963), der am Strand von Santa Monica (USA) weisse Objekte wie tote Raupen entdeckte – Millionen benutzter Kondome aus dem Abflussrohr von Los Angeles.

So geschrieben von Daniel Arnet auf Blick.ch (Archiv) in einer Rezension zu Roman Kösters Buch «Müll».
Die Episode ist überliefert in Huxleys „Like Hyperion to a Satyr“ (1956) und bezieht sich auf einen Strandspaziergang, den er 1939 zusammen mit Thomas Mann und zwei Damen unternahm („the scale was American, the figures astronomical. Ten million saw I at a glance. Ten million emblems and mementoes of Modern Love“), wobei die Zahl der Kondome sicher nicht zu buchstäblich genommen werden sollte; ich glaube nicht, dass es einem Menschen möglich ist, eine Menge von angenommenen 10 Millionen Kondomen sicher auf einen Blick zu bestimmen – aber ja, es waren sicher sehr viele, und schön war es nicht. Aber es war kein Plastik (was Huxley auch nirgends behauptet hatte). Einen interessanten Bericht über das „verantwortliche“ Klärwerk (Hyperion sewage treatment plant) gibt es von Sarah Priscilla Randle in The Awl (Archiv), wo diese Episode auch erwähnt wird. Ein paar Jahre später spuckte das Klärwerk übrigens keinerlei Kondome mehr aus, was auch Huxley entsprechend und freudig bewegt notierte.
Nochmal: Kein Plastik. Und die 1939er Kondome dürfen binnen kurzer Zeit vom Seewasser zerfressen worden sein. Genau wie ihr Inhalt.
Nichtsdestotrotz hält sich hartnäckig irgendwo in deutschen Beamtenschädeln die Meinung, Latex (Gummi) wäre Plastik. Anders ist es nicht zu erklären, dass Luftballons(!) explizit und namentlich bei den demnächst zusätzlich mit einer Einwegkunststoffabgabe zu belastenden Artikeln aufgeführt werden (Anlage 1 des Einwegkunststofffondsgesetzes, siehe hier) – neben Plastiktüten, Zigarettenfiltern, Feuchttüchern, Getränkebehältern und anderem (aber ich will nicht meckern; Kondome stehen nicht drin, auch wenn sie materialtechnisch fast das gleiche sind wie Luftballons). Ausgenommen sind übrigens „Luftballons für industrielle oder gewerbliche Verwendungszwecke und Anwendungen, die nicht an Verbraucher abgegeben werden“, was ja komplett logisch ist, weil daraus ja nie und nimmer Müll wird…
Kondome aus Plastik – nämlich Polyurethan – wurden übrigens erst viele Jahre nach Huxleys Spaziergang erfunden. Als es schon weitaus bessere Klärwerke gab.

Immer nur raus aus dem Fenster

Ja, ich weiß, Leistungsschutz- und Urheberrecht greifen mit dicken Krallen nach mir, aber manchmal kann ich einfach nicht kürzen. Heute: ein Forenbeitrag aus GoFeminin (hat sich bald als ergiebigere Quelle für skurrile Dinge entwickelt als mein altes „Lieblings“-Forum gute-frage.net):

Hallo,
habe ein etwas ungwöhnlich Frage:
Weiss irgendwer wie sich wegeworfene Kondome im Freien abbauen,und wie lange so was dauert ?
Habe einen neuen Freund, und da wir beide noch in festen Beziehungen sind, schlafen wir im Auto miteinander.
Zum Verhüten benutzen wir Kondome die er danach einfach aus dem Auto wirft.
Obwohl ich es nicht ausstehen kann wenn jemand seinen Müll einfach irgendwo hinwirft kann ich Ihn hier verstehen:
Schließlich ist ein benutztes Kondom ja nichts was man mit sich rumtragen möchte, und nach dem pieschern werfen wir das Taschentuch ja auch an Ort und Stelle weg!
Trotzdem schäme ich mich schon das wir den Ort in der Regel vorübergehend in einen Schweinestall versetzen:
Zu dem oder den Kondomen kommen ja noch die Taschentücher vom Saubermachen, und pieschern muß ich nach dem Sex auch noch.
Die Taschentücher sind ja beim nächsten Regen in der Regel aufgelöst, aber ich hoffe die Kondome liegen auch nicht ewig ?
LG
Simone

Die erste Antwort: „also wie lange das dauert weis ich nun auch nicht. Ist aber grundsätzlich kein Problem da Kondome ja aus Naturlatex sind. Die bauen sich also in der Natur auch wieder ab.“

Ja, natürlich. Nur: Bei Kondomen dauert es in der Regel mehrere Jahre, bei Essenresten oder Fäkalien beispielsweise nur ein paar Tage oder höchstens Wochen. Ich würde also vorschlagen, liebe Simone: Mach es der Umwelt zuliebe doch einfach umgekehrt! Schmeiß alle Essensreste aus dem Fenster (geht auch zuhause, gibt dann immer Freudenschreie von unten), rauspinkeln kann Mann zur Not auch (früher, an den alten Burgen, da gabs auch immer diese Außenklos…) und heb die benutzten Kondome ein bisschen auf. Kannst sie ja auch in einen Blumentopf einsetzen und beobachten, wie lange vulkanisierter Naturkautschuk so braucht zum Verrotten. Und da das ein Weilchen dauert, könntest Du ja nebenbei Dein Deutsch ein wenig auffrischen.