Planwirtschaft

Nach Informationen des Farang-Magazins ist in China immer noch keine Abkehr von der staatlich verordneten Planwirtschaft abzusehen – zumindest wenn es um Kondome geht; konkret: um Kondom-Automaten.

Bis 2015 sollen 95 Prozent aller Hotels in China mit Kondomautomaten ausgerüstet sein. Auch an anderen „öffentlichen Orten“ sollen Präservativautomaten aufgestellt werden. Die Behörden wurden angewiesen, in ihren Zuständigkeitsbereichen geeignete Standorte für die Automaten zu finden und auszuweisen. Ziel ist es, 90 Prozent aller Menschen mit „einem hohen Risiko einer HIV-Infektion“ den Zugang zu Kondomen zu ermöglichen.

Find ich eigentlich ganz gut – und in dieser Beziehung kann eine Planwirtschaft auch mal recht hilfreich sein.

Puuuh. Abgeordnete müssen nicht mehr verhüten. Sieg!

Tja, zu früh gefreut, Robert. Der Herr Edathy hat sich mit seiner Ansicht, dass Kondome im SumpfMilieu des Bundestages nichts zu suchen haben (ich berichtete), nun wohl doch durchgesetzt. Sicherlich hat die bundesweite öffentliche Erregung ihren Teil dazu beigetragen, dass der Bundestagspräsident kraft seines Amtes die ekligen Kondome wieder durch gute, würzige Tabakröllchen ersetzen ließ, wie Spiegel Online gestern abend meldete. Schließlich ist das ja angesichts der immer angespannten Haushaltslage auch zwingend nötig; Tabaksteuer bringt nun mal mehr, und wenn man schon einen Automaten im Hause hat, möchte man ja auch ordentlich mitverdienen.

Rauchen ist ungesund, deshalb soll durch die Tabaksteuer laut Gesundheitsministerium der Tabakkonsum der Bevölkerung gesenkt werden. Mit den zusätzlichen Steuereinnahmen will das Bundesfinanzministerium jedoch seine Haushaltslöcher stopfen. Nun plant die Regierung neue Steuererhöhungen. (kurz und knapp im Spiegel; hier die Erklärung des Finanzministeriums)

Kondome hingegen? Nun es gibt keine Kondomsteuer (nun ja, bis jetzt noch nicht; immerhin gab es zumindest in Österreich schon mal Versuche in dieser Richtung), und Verhütung gehört ja ohnehin ins „Milieu“, nicht wahr. Abgeordnete brauchen so etwas nicht; man gönnt sich lieber ein paar gepflegte Spermienmutationen oder eine solidarprinzipsfinanzierte Lungenkrebsbehandlung.

Kondome im Bundestag: Ja und?

„Ich denke, dass alle interessierten Kolleginnen und Kollegen noch so viel Zeit finden werden, solch einen Artikel auch im Supermarkt oder einer Drogerie zu erwerben.“

So äußerte sich laut SPIEGEL online der SPD-Abgeordnete Sebastian Edathy über die ihm wohl äußerst befremdlich vorkommende Bestückung von drei Fächern eines Automaten mit Kondomen; dieser Automat steht natürlich nicht irgendwo, sondern im Paul-Löbe-Haus – das gehört dem bislang kondomfreien Bundestag.
Nein, Herr Edathy, ich finde das auch nicht toll. Wie Sie wissen, bin ich aus haltbarkeits- und qualitätstechnischen Überlegungen heraus auch grundsätzlich gegen Kondome aus dem Automaten. Allerdings finde ich die Art, wie Ihnen offensichtlich die Anwesenheit von Kondomen im Heiligen Sperrbezirk gegen den Strich geht, nicht ganz zeitgemäß. „Die Auflösung der Milieus“, Herr Edathy? In welches „Milieu“, bittschön, gehören denn Kondome Ihrer Meinung nach? Vielleicht sollten Sie sich doch einmal sachlich mit der Materie auseinandersetzen; fragen Sie doch einfach mal die Gesundheitsfachleute Ihrer Partei – vielleicht können die Ihnen erklären, wie Kondome funktionieren.
(Ein Bekannter meinte kürzlich im Suff, Politiker sollten Kondome gratis bekommen, damit sie sich ja nicht fortpflanzen. Vielleicht steckt der ja hinter dieser Aktion? Nicht dass ich das auch so sehe, nein nein. Ich liebe Euch doch alle.)

Niemand hat sich bei uns die Frage gestellt, ob die Ausstattung des Automaten mit Kondomen zielgruppengerecht ist„, sagt tobaccoland-Pressesprecher Burkhard Armborst…

Baust du schon an der Familie, oder übst du noch?

Wonach klingt dieser Titel? Richtig, er klingt nach IKEA, unserem liebsten Nutzholzlieferanten und Hausmann-Beschäftiger. Was hat IKEA nun mit Kondomen zu tun? Aufgrund ihrer Herstellungsweise kann man ja Kondome nun nicht mit dem berühmten sechskantigen Schraubendreher zusammensetzen (und aus Holz sind sie auch nicht).
Nein, es gibt bei IKEA auch keine Kondome zu kaufen, auch keine schwedischen.
Was es bei IKEA – zumindest in Sindelfingen – allerdings gibt, ist ein Kondomautomat. Auf dem Klo.
Was es damit (vermutlich) auf sich hat, beschreibt Peter Meuer in einer Glosse für die Leonberger Kreiszeitung:

Auf der Matratze Sultan liegt der Ikea-Kunde ein Stockwerk höher schließlich auch zuerst Probe, bevor er sie kauft. Das ist Ikea-Logik: Männlein und Weiblein lassen in einer Partnerschaft den Gummi erst nach ausgiebigen Tests weg. (…) Übrigens: regelmäßig schotten weiße Vorhänge ganze Räume des Möbelcenters ab. Der Unbedarfte soll glauben, hier wären fleißige Innenausstatter am Werk. Auf Schildern steht: „Hier wird umgebaut.“

Ich hoffe, der Kollege hat nichts dagegen, dass ich seine Abwandlung des bekannten Werbespruchs hier als Überschrift genommen habe – aber den Artikel konnte ich Euch einfach nicht vorenthalten.