PrEP = Kondom? PrEP statt Kondom? Nope.

Gestern war wiedermal Welt-AIDS-Tag (immer am 1. Dezember). Aus diesem Anlass wendet sich das zuständige Robert-Koch-Institut mit einer jährlichen Weihnachtsansprache Regierungserklärung Verlautbarung an das hiesige Volk und verkündet die aktuellen Zahlen. Der grundlegende Tenor ist IMMER besorgniserregend, auch wenn die Zahlen das eigentlich nicht hergeben. Aber man kann ja die Schwerpunkt auch mal anders setzen – zum Beispiel auf die hochgelobte Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP):

„Nur zu Beginn der Pandemie gab es einmal einen leichten Abwärtstrend“, sagte Schmidt. „Das hat sich schnell wieder normalisiert. Wir sehen auch jetzt noch eine steigende Kurve.“ Die Potenziale seien jedoch in vielen Gruppen noch nicht ausgeschöpft. Wesentlich mehr Menschen könnten von dem Schutz profitieren. (Quelle, Archiv)

Was so nicht ganz stimmt. Im Gegensatz gab es seit 2015 einen fast durchgehenden Abwärtstrend, nur unterbrochen von einem kurzen Anstieg (2019 zu 2018). Und natürlich jetzt von 2023 zu 2022. Eine Grafik dazu gibt es in dem verlinkten Artikel bei n-tv. Aber darüber wollte ich eigentlich gar nicht reden; um die Weihnachtszeit ist ja immer alles ohnehin doppelt so schlimm wie sonst, damit die Leute ihr Portemonnaie rausholen und sich Ablassbriefe kaufen ihre Weihnachtseinkäufe mit wohltätigen Spenden ausbalancieren können.
Nein, mir ging es eher um die Aussage „Mit PrEP braucht man kein Kondom mehr“. Was so auch nicht stimmt. Ja, durchgängig und unterbrechungsfrei eingenommene PrEP-Medikamente können das Ansteckungsrisiko mit dem HI-Virus minimieren, aber mehr auch nicht. Neben den (bei allen Verhütungsmitteln auftretenden) Anwenderfehlern gibt es bei Medikamenten im Gegensatz zu Kondomen nämlich auch Nebenwirkungen, die nicht zu vernachlässigen sind, vor allem aber schützt PrEP nicht gegen alle anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Wer also, glaubt, PrEP statt Kondom ist die Lösung, ist auf dem Holzweg; was nützt es Dir, kein AIDS zu kriegen, wenn Du Dir statt dessen einen Tripper oder die Syphilis einfängst?
Kondome schützen gegen alle sexuell übertragbaren Krankheiten. PrEP nicht.

Panik. Pure Panik.

Ich habe ja nun schon lange nichts mehr über geplatzte Kondome geschrieben, obwohl (oder vielleicht auch gerade weil?) dieses Blog ja was mit geplatzten Kondomen zu tun haben sollte. Eigentlich. Aber das Geplatzte ist bei mir über die Jahre immer mehr in den Hintergrund geraten, wohingegen das Kondom … Wisst Ihr ja. Also.
Ich will Euch mal einen Artikel zum Lesen geben, der auf der (ich möchte mich mal im Moment einer Wertung enthalten, also einfach nur:) Plattform „kleinerdrei.org“ (auf die ich durch eine „Empfehlung“ von Fefe aufmerksam wurde) erschienen ist:

…Auf die zweite Nummer hätte ich verzichten können. Kondom: gerissen. Sein Sperma: in mir drin und es tropft. Panik. Aufspringen. Ins Bad. Duschen.
Schwangerschaft! HIV! Diese Worte blinken wie fette, rote Warnschilder in meinen Kopf. Dann ist da der Reflex, den Ort des Geschehens so schnell wie möglich verlassen zu wollen, um meine Gedanken ordnen zu können. Aber …

Hmnja. Lest mal selber. Ich will das jetzt nicht kommentieren, aber das Thema „geplatztes Kondom“ ist damit für dieses Jahr abgehakt.
Kommt jemand mit in den Sommer? Ich muss hier weg. Dringend.

BzgA: Neue Kampagne

Tut mir leid, Leute, ab und zu muss ich auch mal einen ensthaften Beitrag posten 🙂 Nein, nur Spaß, tut mir gar nicht leid. Was ich sagen wollte: Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hat, wie in der letzten Pressemitteilung verlautbart, eine neue Motivstaffel für ihre Liebesleben-Kampagne veröffentlicht.
Für alle, die jetzt „Häh?“ denken: früher hieß das mal „Mach’s mit“ (und „Gib AIDS keine Chance“) und hatte Kondome im Fokus; heute spielen Kondome zwar immer noch eine Rolle, stehen aber nicht mehr so sehr im Vordergund wie damals; offenbar ist die Zunahme der Kondomverwendung als ausreichend erachtet worden, um auch mal ein paar andere Themen mit nach vorne zu holen.

Kondome sind nach wie vor der beste Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI). „Benutzt Kondome“ ist deshalb eine der zentralen Botschaften der neuen HIV/STI-Präventionskampagne der BZgA, die im letzten Jahr unter dem Namen LIEBESLEBEN die bis dahin aktuelle Kampagne „GIB AIDS KEINE CHANCE“ abgelöst hat. Um das Schutzverhalten in der Bevölkerung auf einem hohen Niveau zu halten, motiviert die BZgA ab sofort mit einer neuen Motivstaffel von LIEBESLEBEN zur Nutzung von Kondomen in sexuellen Risikosituationen.
Die zweite zentrale Botschaft der neuen Motivstaffel heißt „Geht bei Symptomen für eine sexuell übertragbare Infektion zum Arzt“. Denn selbst wenn sich Menschen Gedanken machen, ob sie sich mit einer STI angesteckt haben könnten, gehen viele nicht zum Arzt. So haben von den 40 Prozent der Menschen mit mehreren Sexualpartnerinnen bzw. Sexualpartnern, die überlegten, ob sie sich angesteckt haben könnten, nur etwa 58 Prozent einen Arzt aufgesucht.

Also: Noch schnell Kondome holen, es steht ein langes Wochenende vor der Tür!

Das Diagnosekondom – Steck’s rein und find’s raus

Teenager kommen manchmal auf wunderliche Ideen. Damit die Geistesblitze uns nicht das Wohnzimmer zerschießen, gibt es, beispielsweise, bei uns die Messe der Meister von Morgen „Jugend forscht“ und hinterm Kanal die Teen Tech Awards.
Bei letzterem tat sich kürzlich eine Dreierbande rühmlich hervor, als sie ein Kondom namens „S.T.EYE“ vorstellte, das – abhängig von den durch eine aufgebrachte Spezialbeschichtung aktivierten Molekülen – durch Verfärbung anzeigen soll, mit welchen gefährlichen Bakterien und Viren es gerade in Kontakt kommt. So weit, so genial – nur: praktisch ist das wohl nicht.

Daanyaal Ali, 14, from Isaac Newton Academy in Illford, who was part of the team to come up with the idea, said he hoped the condom would make people more aware of STIs and more willing to seek treatment. […] ‚We wanted to create something that makes detecting harmful STIs safer than ever before, so that people can take immediate action in the privacy of their own homes without the invasive procedures at the doctors. We’ve made sure we’re able to give peace of mind to users and make sure people can be even more responsible than ever before.‘ (Daily Mail)

Jo. Stellen wir uns das mal praktisch vor:

  • Kondom drüber, Action, Kondom raus, Beziehung kaputt.
  • Oder: „Ey Alte, wo hast denn DU den Tripper her?“ – „Ich? Bisher hast nur DU das Gummi angefasst…“
  • Oder im Puff: „Wie war das gleich mit der Geld-zurück-Garantie?“
  • Oder sie so: „Nee, mein Lieber, nur mit INNEN-Beschichtung!“…
  • Beim Arzt: „Bitte gehen Sie mal zu dem netten Pfleger dort, der checkt Sie schnell mal auf Geschlechtskrankheiten…“

„Peace of mind to users“? Sehe ich eher nicht.