Schon wieder: ein Kleid aus Kondomen (gähn)

Ja, es hat wieder einer getan, und wieder wird die Clickbait-Maschine angeworfen, denn das ist ja so einzigartige, gewagt, experimentell, kurios, erzieherisch, … (hier noch mindestens 10 beliebige Trigger-Adjektive einfügen): DESIGNER STELLT KLEID AUS KONDOMEN HER – DER HINTERGRUND IST ERNST (Archiv):

Ob sich diese Mode durchsetzen wird? Designer und YouTuber Gunnar Deatherage sorgte in den vergangenen Tagen mit einem Kleid der ganz besonderen Art für Aufsehen in den sozialen Medien: Der US-Amerikaner stellte ein Outfit aus Kondomen her! Doch die witzig-anmutende Aktion hatte einen ernsten Hintergrund. […] In einem YouTube-Shorts-Video erklärte er der Welt wie es zu Entstehung des kuriosen Kleides kam: Der Designer tat sich mit dem „Los Angeles County Departement of Public Health“ zusammen, um aus abgelaufenen Kondomen ein „Kunstprojekt mit erzieherischem Wert“ zu kreieren – passend zum „World AIDS Day“ Anfang des Monats.

Jo. Sooo cool.

„Das „Material“ aus dem dieses Kleid hergestellt wurde, lässt Lachtränen fließen“

Is ja ’n Ding. Gabs noch niiieeeee! Oh, warte…

Na ja, nicht jeder googelt gerne. Aber sich als „Designer“ feiern zu lassen, wo man doch bestenfalls nur Kopierer ist, ist schon irgendwie… amerikanisch.

Grünberg

… ist die Partnerstadt von Condom in Frankreich; ich erwähnte letztere schon ab und zu. Man fährt 1.300 km von der einen Stadt in die andere (dauert 12,5 Stunden, meint der Routenplaner).

CondomIm Jahre 1972 feierte Grünberg das große Fest der 750-Jahrfeier. Zu diesem Ereignis sollte in Grünberg etwas besonderes passieren. Die Überlegungen in der Stadtverordnetenversammlung über einen Festzug, eine Festschrift, über Veranstaltungen, die dem Ereignis der 750-Jahrfeier würdig waren, ließen auch den Gedanken aufkommen: „Wie wäre es denn mit einer Partnerstadt im benachbarten Frankreich?“ Durch glückliche Umstände zweier Grünberger Bürger stieß man auf die Stadt Condom im Süden Frankreichs im Department Gers in der Gascogne. Von Seiten des Grünberger Bürgermeisters Karl Anschütz wurden schriftliche Kontakte mit dem Bürgermeister in Condom Abel Abeillé aufgenommen. Diese ersten Berührungspunkte zeigten das Interesse auf beiden Seiten und ließen bald den Gedanken reifen, sich einmal persönlich kennenzulernen… (Arbeitskreis Städtepartnerschaft Grünberg e.V., Archiv)

Glückliche Umstände Grünberger Bürger… das hat was.
Schönen dritten Advent!

Der Markt für Sprühkondome wird zwischen 2023 und 2030 voraussichtlich stetig wachsen

Johoho, und ne Buddel voll Rum. Ganz bestimmt.
Da hat ein Kollege mal einen Hoax in die Welt gesetzt (ja, das berühmte „Spray Kondom„), und der ist nicht tot zu kriegen. Der Hoax, nicht der Kollege (nicht dass das jemand falsch versteht. Der Kollege ist lieb und nett und lacht sich wahrscheinlich jedes Mal ins Fäustchen. Und es war ja nicht sein einziger Hoax. Aber gut).
Also: Es gibt kein Sprühkondom. Gab es nie. War nur’n Witz.
Was ein paar Geschäftlmacher nicht daran hindert, immer wieder „Berichte“ (Archiv) zu erfinden über den „Markt für Sprühkondome“, die ganz passable Kandidaten für ein Wirtschafts-Bullshit-Bingo darstellen:

Um die gewünschten Daten zu untersuchen, werden primäre und sekundäre explorative Techniken verwendet. Verschiedene Aspekte der Unternehmen werden untersucht, um die genauen Daten des Kondom zum Aufsprühen-Marktes zu liefern. Jüngste Entwicklungen und Trends werden in dem Studienbericht ausgearbeitet und vermitteln eine klare Vorstellung von den laufenden Strategien in Unternehmen. Es konzentriert sich auf die dynamische und statische Sicht auf den Markt, die die Entscheidung über den Arbeitsrahmen der Branchen fördert. Verschiedene führende globale Wettbewerber werden analysiert und geben einen klaren Überblick über den Wettbewerb auf nationaler und globaler Ebene.

Und wer ist da jetzt der „wichtigste Akteur“? GirlPlay (Archiv). Angeblich ein studentisches Projekt zur Entwicklung eines (Trommelwirbel!) Spray-On-Kondoms. Von 2015. Wobei… bei dem desolaten Zustand der Universitäten in den USA kann das durchaus ernst genommen worden sein.

Girlplay is the outcome of creating a brand from mission, vision, branding and packaging. Girlplay is a condom company mainly aimed at bold and daring women, changing the whole experience of love-making. It produces a line of spray-on condoms that uses the latest technology to fit each and every size, for both male and female. These spray-on condoms are made for the perfect fit, and function like spray-on bandages in the marketplace today. […] The idea of the spray on condom extends a conventional condom’s life span, increases convenience, and changes the very action of putting on a condom. Also, it is the first existing condom kit, named the lover’s kit. The lovers’ kit includes various parts to it, a spray on condom for him and her, a drawer of conventional condoms, a smart bra, which are all managed by the remote control. The remote control is able to control the condom’s various effects, modes, and flavors, as well as being able to unhook the smartbra with just a button.

Also, Herr Kollege: Inspiration oder einfach nur Me-Too?
Den erwähnten Bericht kann man tatsächlich kaufen. Ist ja auch wichtig, denn schließlich enthält er „aufschlussreiche Beobachtungen, Informationen, tatsächliche Daten, von der Branche verifizierte Marktdaten“ sowie eine „qualitative und quantitative Analyse des Marktes auf der Grundlage einer Segmentierung, die sowohl wirtschaftliche als auch nicht-wirtschaftliche Faktoren einbezieht“ und natürlich „Marktwertdaten (Mrd. USD) für jedes Segment und Teilsegment“. Dafür gibt man doch gerne 3,500 US-Dollar aus.

Kondomconcierge, anyone?

Einhorn mal wieder. Man sucht einen neuen Mitarbeiter (Archiv).

einhorn aus Berlin produziert nachhaltige Kondome und Periodenprodukte aus regenerativer Landwirtschaft. Magisch und mit jeder Menge Tamtam!

Das mit dem Tamtam kenne ich. Magie… nun ja. Wenn Leute heutzutage ihr Geschlecht selbst bestimmen können, warum sollen sie sich nicht auch als Magier definieren können. Das ändert zwar nichts an der Tatsache, dass die Produkte ganz normal produziert werden (wie andere Produkte auch), aber was solls. Magie!!! Produktionsprozesse begreift doch eh‘ keiner mehr. Wo ist die Sendung mit der Maus, wenn man sie mal braucht…
Man sucht aber natürlich keinen Zauberer, sondern nur einen … Türsteher. Besucher-Abwimmler. Pförtner. Gefängniswärter? Also einen „Concierge“, einen „Kondom-Concierge“ (WTF?) gar:

einhorn ist eine Purpose Company. Du arbeitest also nicht für Investor*innen oder um die Gründer*innen reich zu machen. einhorn kann außerdem nicht verkauft werden, schüttet keine Gewinne aus und gehört sich selbst. Das bist du: Ein*e B2B Sales Manager*in (mit magic) aka Kondomconcierge. Make Magic Happen! Unter diesem Hashtag tragen wir seit 7 Jahren unsere Produkte und Messages in die Welt. Ob Kondome, Menstruationstasse oder Tampons. Von dir erwarten wir nichts Geringeres, als ein bisschen mit unseren Produkten zu zaubern.

Ah…. ja. Dass Euch hier die Begriffe bunt durcheinanderpurzeln, ist bestimmt dieser „Magie“ geschuldet; die konkrete magische Ausgestaltung der Firma kann sich ja heutzutage jeder aus dem Handelsregister kostenlos ziehen. Da steht dann auch drin, wem die Firma gehört (der „Vladiglobe Ventures UG“, der „Dinosaur Ventures UG“ und der „Purpose Stiftung gGmbH“; was für ein Kindergarten mit Zeitgeistanstrich), und von da aus kann man sich dann gerne weiter durchhangeln. Ist schon interessant, wie kapitalistisch das Ganze hingegen in der Realität, fernab von Glitzerstaub, tatsächlich funktioniert (Die zuletzt veröffentlichte Bilanzsumme der einhorn products GmbH liegt im Jahr 2021 bei 2,3 Mio. €. Der Unterschied zum Vorjahr liegt bei -17,5%.), Magie hin oder her.
Natürlich wird keinerlei formelle Qualifikation verlangt (das wäre ja bestimmt irgendwie diskriminierend), „Gespür/Skills für betriebswirtschaftliche Zusammenhänge + Preiskalkulation“ reicht; offensichtlich ist es viel wichtiger, zu den Benachteiligten zu gehören:

Wir wertschätzen Vielfalt und begrüßen daher besonders Bewerbungen von Menschen, die Diskriminierungen wie Trans-, Homo- und Bifeindlichkeit, Rassismus, Ableismus (Diskriminierung von Menschen mit Behinderung), Klassismus (Diskriminierung hinsichtlich der sozialen Schicht), Ageismus (Diskriminierung hinsichtlich des Alters) oder Sexismus erfahren.

Also: Man sucht ein/e* zaubernde/s pförtnernde/s Diskriminierungsopfer*in mit Schublade („Du verwandelst B2B-Retailer in Stammgäste […]und wenn mal was nicht klappt… na dann hast du immer ein paar Überraschungen in deiner Schublade um doch noch allen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.“) als „einhorn tripadvisor of excellence“ („fließende Deutsch- und Englischkenntnisse“). Und „statt Broadway Show gibt es einen Blick hinter die Kulissen der Menstruationstasse“.
Na, wenn das mal kein Top Job ist. Ach: „Für diesen Job haben wir leider keine Infos zum Gehalt“, schreibt die veröffentlichende Plattform. Na so was.