Es schaukelt so beim Plainspotting

Hä? Ja. „Schaukelnde Autos“ seien beobachtet worden, an einem „Plainspotting-Punkt“, „befeuert durch Kondomautomaten“. Muss man sich mal vorstellen. Stehen die blöden Automaten da einfach so rum und feuern die Leute an, ihre Autos mittels bezahltem Sex zum Schaukeln zu bringen. An einem Ort, der so überlaufen ist, meint die MoPo (Archiv-Version):

Die Aussichtsplattform an der Holtkoppel mit dem angrenzenden Café ist inzwischen ein überregionaler Anziehungspunkt geworden. Attraktivität und Aufenthaltsqualität haben darunter auch stark gelitten, die Anwohner sind mit den Nerven am Ende. Immer wieder wird ihr Wohnviertel von Blechlawinen überrollt. […] Autos und Motorräder fluten die Straßen, stellen sich ins Halteverbot und parken Einfahrten zu – für Einwohner die reinste Hölle.

Ja klar. Ständiger Verkehr = Prostitution. Liegt doch auf der Hand, äh, auf der Straße. Und die Automaten erst! Das ist ja schon fast Zuhälterei, dass die in der Gaststätte auf’m Klo Kondomautomaten haben. Weiß ja jeder: Sind Kondomautomaten in der Nähe, sind die Nutten nicht weit, und die Prostitution blüht wie’s Böse. Anständige Restaurants haben so was nicht.
Na ja. Gaststätte dicht machen, Hügel einzäunen? Geht (noch) nicht, aber den Verkehr sperren*, das schon. Wer braucht schon Punkte fürs Planespotting (ja, liebe MoPo, so schreibt sich das!), wir brauchen mehr Verbote – verlangen, wer sonst, SPD und Grüne. Weg mit den Flugzeugguckern, sind ja eh alles eigentlich nur Freier, nicht wahr. Familien mit Kindern müssen da hin, auf dass sie ordentlich und anwohnergerecht leise lustwandeln können. Schönen Montag.

*Der eigentliche Witz an der ganzen Sache: Der Verkehr soll natürlich nicht da gesperrt werden, wo die Leute wohnen, sondern nur auf dem letzten Stückchen Straße – wo eigentlich keiner mehr wohnt (siehe Karte; das Café ist ganz links hinter der Brücke). Andersherum wäre es sinnvoller, aber wer fragt schon nach Sinn, wenn populistisch billiger Aktionismus es auch tut.

Karte von OpenStreetMap – © OpenStreetMap-Mitwirkende

SL, UT: Garys Verklemmtheit in Salt Lake City, Utah

SL, UT ist die (aus postalischen Kreisen bekannte) Abkürzung für Salt Lake City, Hauptstadt und Beamtenhochburg des US-Bundesstaates Utah, der bisher eher wegen der dort zuhauf anzutreffenden Mormonen als wegen seines verklemmten (hatte ich nicht gerade gestern was über Verklemmungen? Was für ein Zufall…) Gouverneurs bekannt ist. Sonst nichts. Wer da etwas anderes hineininterpretiert, gilt (jedenfalls unter Mormonen) wohl schon als schwerer Fall…
HIVandMe.comEgal. Wie jedenfalls der SPIEGEL unter Berufung auf CNN meldet (und letztere haben es vom Lokalsender KSTU, der sich aber aus Deutschland nicht so ohne weiteres aufrufen lässt), hat sich ebenjener Gouverneur, ein Herr namens Gary Herbert, selbst (natürlich) Mormone und Republikaner, von der witzigen Idee, Menschen mithilfe manchmal zweideutiger Beschriftungen (siehe Bild; Link führt zur Bildquelle CNN) auf die Vorteile von Kondomen und deren Beitrag zur Verhinderung einer weiteren Ausbreitung von AIDS (etc.) hinzuweisen, seine eigenen Bürokraten, die zu selbigem Behufe eine (zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Beitrags seltsamerweise nicht erreichbare) Website eingerichtet hatten, um die Vermeidung derartiger Anspielungen „gebeten“, mit der aus straff regierten Ländern bekannten Folge…

The Department of Health apologized and said that the designs did not go through necessary approval channels and that they have asked their partners to stop distributing immediately.

… dass sich das in dieser Kampagne federführende Gesundheitsminiterium wortreich beim Chef entschuldigt, die Verteilung des anstößigen Materials unverzüglich einstellen lässt und die zuständigen Mitarbeiter hingerichtet und ihre Familien verstoßen werden.
Und wenn Ihr jetzt denkt, jetzt sind da 100.000* Kondome für’n Arsch – dann hütet Euch, sowas auszusprechen (jedenfalls in Salt Lake City), denn das sind sie eben nicht mehr, verstanden!

*Klingt viel, ist es aber nicht wirklich. 100.000 Kondome passen, gut verpackt und gesichert, und ohne die Werbeverpackungen außenherum gerechnet, auf eine einzige Industriepalette.

So ähnlich wie Luftballons, aber nix für Kinder. Ach nee.

Wenn erwachsene Männer versuchen sich vorzustellen, wie sie Kindern Kondome erklären. Muahaha. Für die „Men’s Health «Dad»“ („ein Heft, das sich an Väter wendet, ohne die Männer aus dem Blick zu verlieren“). Hier: auf New Kid and the Blog (Archiv-Version).
Man lernt ja immer noch dazu. Dass es eine Väter-Ausgabe von Men’s Health gibt, war mir jedenfalls neu. Aber ich habe auch die normale „Men’s Health“ nie gelesen und nie das Gefühl gehabt, etwas verpasst zu haben.
Und das mit den Kondomen…

… Tja, mein Junge, das ist… das ist… (angestrengte Denkpause) …
… sehen so ähnlich aus wie Luftballons, sind aber nix für Kinder …
… frag bitte nicht noch genauer nach …
… Du bist erst 5, in vielleicht sieben Jahren …

Ja, so gehts natürlich auch. Wenn man sich als „Erwachsener“ so richtig zum Affen machen will vor seinen Kindern.
Kleiner Tipp am Rande von einem Vater von fünf Kindern: wenn die Kinder 5 Jahre alt sind, kann man ihnen alles erklären (obwohl es für Aufklärung fast schon ein wenig zu spät ist). „Peinlich“ finden so etwas prinzipiell nur „Erwachsene“, für Kinder in diesem Alter sind das einfach Informationen – auch wenn man dafür erst später Verwendung hat.

Manche Kinderfragen lassen sich nicht beantworten, ohne ins Stottern zu kommen.

Doch, lassen sie. Nur kann man dann natürlich keinen Artikel mehr darüber schreiben.

Kondompflicht für Kondomdiebe?

Hurra, es gab wieder mal einen. Einen „Kondomdieb“, überschriftstechnisch „Mann“. Keine Ahnung, was einen Kondomdieb rein sachlich gesehen von einem Andere-Dinge-Dieb unterscheidet, aber es klickt sich natürlich besser. Hmnja. In Buckow – also Berlin-Buckow (Neukölln), nicht in der beschaulichen Kurstadt im Märkischen – und ganz klassisch tagsüber mit Griff ins Regal, Ladendetektiv und Verfolgungsjagd, berichtet die Morgenpost in ihrer Online-Ausgabe:

Der Ladendetektiv […] beobachtete den Mann, wie er die Packungen in einen Einkaufskorb packte, sie auf dem Weg zu Kasse in eine mitgebrachte Tasche legte und dann das Geschäft verließ, ohne zu bezahlen. Als der Ladendetektiv den mutmaßlichen Dieb aufforderte, mit ihm ins Büro zu gehen, stieß der Mann den Detektiv weg, so dass dieser in ein Weinregal fiel und mehrere Flaschen zu Bruch gingen. Bei der Flucht aus dem Laden rempelte er zudem eine 80-Jährige, so dass diese stürzte. Der Ladendetektiv verfolgte den Mann …

Nun ja. Ich bin ja dafür, solche Fälle ganz pragmatisch zu handhaben und für erwischte Kondomdiebe eine entsprechend lange Kondompflicht einzuführen – so sollte einigermaßen sichergestellt sein, dass sich das Kondomklau-Gen nicht vererbt. Die Kondome sind natürlich aus eigener Tasche zu bezahlen, und müssen in dem Laden gekauft werden, den man um selbige erleichtern wollte. Und zwar wöchentlich, in Kleinpackungen. Persönliches Erscheinen wäre natürlich Pflicht.
Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, wie man es in anders gelagerten Fällen handhaben sollte – wenn jemand, beispielsweise, einen kompletten Kondomautomaten aus der Wand reißt und mitnimmt, oder den Onlinehändler seines Vertrauens prellt, aber da fällt mir bestimmt noch was Passendes ein. Auf jeden Fall muss „Kondomdiebstahl“ als eigener Straftatbestand ins StGB, schließlich gibt es hier definitiv eine Strafbarkeitslücke.