Nein.

Kondome schützen nicht vor dem Corona-Virus.
Richtig ist zwar, dass die Viren an den Stellen, die von einem Kondom bedeckt sind, nicht durchkämen, wenn sie denn dort lang wollten. Allerdings werden diese Viren nach dem jetzigen Stand der Erkenntnisse durch Tröpfcheninfektion übertragen; ein Kondom – egal ob bestimmungsgemäß über den Penis gezogen oder über den Finger – schützt also nicht davor, sich das oben ins Gesicht sprühen zu lassen, um es mal so drastisch auszudrücken.
Auch Fingerkondome nützen da nichts; die sind nur dazu da, eigene Verletzungen am entsprechenden Finger vor Infektionen zu schützen (bzw. zu verhindern, dass Körperflüssigkeiten aus eigenen Fingerverletzungen an oder in jemand anderen geraten; von Schmutz will ich gar nicht reden, denn ungewaschene Hände gehen gar nicht, egal ob mit oder ohne).
Trotzdem sollte man natürlich beim Sex weiterhin Kondome verwenden (und bei Bedarf Fingerkondome beim Petting); HIV verschwindet ja nicht, nur weil jetzt Corona da ist. Sozusagen.

Idioten


Anders kann man diese Leute nicht nennen. Wie kann man sich nur so zum Affen machen und das dann auch noch in alle Welt posten? Echt mal, jetzt. Kondomzwang sofort, damit sich Eure Art nicht fortpflanzt. Und nein, nix gratis.

Some people will do anything for Instagram likes. Even stick a condom on their head. We truly live in an amazing time…

Und ich wundere mich, warum manche Leute eine Gebrauchsanweisung für Kondome brauchen…

Ja, ich weiß, diese sogenannte „Challenge“ ist schon älter. Lief mir aber heute wiedermal über den Weg.

Wunsch oder Wirklichkeit?


So titelte vorgestern die Onlineausgabe der Westdeutschen Zeitung (Archiv-Version).
Im Artikel selbst steht es natürlich ein ganz klein wenig anders:

Laut Oliver Winkelmann, Aids-Koordinator der Stadt Krefeld, müsse sogar mit einem Anstieg sexuell übertragbarer Infektionen gerechnet werden. […] Ob sich dieser Trend fortsetzt oder aufgrund engmaschiger Kontrollen und Frühdiagnosen zurückgeht, bleibe abzuwarten.

Nchts genaues weiß man also nicht. Letztlich ist es reine Kaffeesatzleserei: aufgrund der Tatsache, dass sich in letzter Zeit weniger Leute testen ließen…

… Kondome nutzen und sich bei Symptomen für sexuell übertragbare Infektionen testen lassen. Doch gerade in puncto Verhütung stellen die Experten der Beratungsstelle im Fachbereich Gesundheit der Stadt Krefeld derzeit einen Rückgang dieser Bereitschaft fest….

… kann mann natürlich schlussfolgern, dass die Infektionszahlen zunehmen, weil den Krefeldern zunehmend alles egal wird; man könnte natürlich daraus auch das genaue Gegenteil ableiten und zu behaupten wagen, dass die Anzahl der Infektionen zurückgeht. Aber: was nicht sein kann, das nicht sein darf…

Was auf jedenfall zunimmt, ist der Trend zu „Wir werden alle störben!1!!“-Aufreißern. Gerade in Medien, die man früher™ noch als seriös zu bezeichnen wagte.

Denk‘ ich ans Deutsche in der Nacht…

(was ich nicht tue, denn ich möchte ungern um den Schlaf gebracht werden), so verschiebe ich das auf den Tag und weiß trotzdem nicht, ob ich mich amüsieren oder ärgern soll.
Lest mal diesen Artikel (Archiv-Version). Kommt ihr auf mehr oder weniger als 10 Fehler in diesen zwei Absätzen + Zubehör? Na? Genau. Brrr. Mich interessierte natürlich insbesondere dieses Satzgespann:

Und auch Kondome sind nicht die besten Freunde unserer Natur. Doch mittlerweile kann man sogenannte Fair-Trade-Kondome kaufen, die vegan sind, komplett auf Tierversuche verzichten und aus umweltschonenden Naturkautschuklatex hergestellt werden.

Oh, die bösen Kondome. Sie sind nicht die besten Freunde unserer Natur? Wirklich nicht? Nein, es müssen Fair-Trade-Kondome sein, weil diese – trara! – aus „umweltschonenden (sic!) Naturkautschuklatex“ bestehen! Ja! Denn diese normalen, immer „handelsüblich“ genannten bösen Kondome-die-nicht-Freunde-der-Natur-sind, sie bestehen aus … äh… Naturkautschuklatex. Oh.
Liebe MISSetäter(innen?), das besondere an Fair Trade ist nicht der Naturschutz, es ist der faire Handel und die faire Entlohnung der Produzenten. Kann man überall nachlesen. Hat mit „Green Sex“ nichts, nada, gar nichts zu tun. Auch nicht mit „vegan“, denn es gibt jede Menge Fair-Trade-Produkte, die mit „vegan“ gar nichst am Hut haben. Denn „vegan“ bedeutet nicht „naturnah“ oder so, sondern (zusammengefasst) ohne tierische Bestandteile und tierleidfrei. Was übrigens dank moderner Fertigungsverfahren und neuer Rezepturen auf so viele Kondome zutrifft, dass es eigentlich bald kein Alleinstellungsmerkmal mehr ist. Viele vegan produzierte Kondome haben lediglich keine Lust, teures Geld für so ein Siegel zu löhnen – wenn wir schon dabei sind, die Sprache zu vergewaltigen, und die Kondome vermenschlichen – die, die keine Freunde der Natur sind (schluchz) und auch die, die keine Tierversuche durchführen.
Apropos „umweltschonend“. Wusstet Ihr, dass auch bei der Herstellung der tollsten, vegansten, fairstgetradeten (usw.) Kondome neben der Latexmilch jede Menge Chemikalien benötigt werden? Wüde man tatsächlich nur die reine Latexmilch verwenden wollen, könnte man damit nichts anfangen – weder Kondome noch sonstige Gummierzeugnisse sind ohne große Mengen Chemie und Energie produzierbar. Und für die Siegelfolie braucht man Aluminium. Und bösen Diesel braucht an auch, um die Dinger zu transportieren. Lässt sich alles ergoogeln 🙂
Trotzdem sind, summa summarum, Kondome immer noch besser als die Pille. Für den Menschen. Klar. Aber man sollte vielleicht doch lieber auf dem Teppich bleiben: Egal, wie Du Sex hast und was Du verwendest – es spielt für die Umwelt schlicht keine Rolle.