Salbungsvolle Entwicklung

Bedienungsanleitung Deutschgesalbte NippelabschlusskondomeFür jemanden, der Kondome auf dem deutschen Markt verkaufen möchte, sollten sich eigentlich recht wenig linguistische Hindernisse auftun. Schließlich braucht man eigentlich fast alles nur von bereits vorhandenen Artkeln abzuschreiben (und nein, eine simple Gebrauchsanweisung für Kondome genießt nicht die nötige Schöpfungshöhe für einen urheberrechtlichen Schutz). Trotzdem setzen manche Hersteller felsenfest auf die Qualitätsübersetzungen von Google Translate, denn „Gesalbte Nippelabschluss-Kondome“ haben doch was, oder?
(„For Single Use Only“ bedeutet nicht, dass die nur von Singles genutzt werden können. Nur nebenbei.)
Jedenfalls bin ich der Empfehlung gefolgt und habe die Packungsbeilage gelesen, allerdings nicht in der Verpackung, sondern herausgenommen und aufgefaltet… und was soll ich sagen? Man lernt nie aus. Man sollte also die „Entwicklung des Kondoms“ sicherstellen, das Kondom auch mal ausführen (Gassi gehen oder eher ins Restaurant?) und sich am Ende vorsichtig vom Partner entfernen…
Nun ja. Und nein, ich verrate die Marke nicht. Man hat mit versprochen, dass nächstes Jahr korrekte Texte drauf und drin stehen. Warten wir mal ab…

Für’n Arsch

origami-analkondom… und zwar sowohl als auch. Über ein Jahr ist es nun her, dass ein gewisser Daniel Resnic (ja, der von den Origami-Faltkondomen) sein „Origami Anal Condom“ (OAC) auf den Markt bringen wollte (Queer.de berichtete damals), ein Kondom, dass ähnlich dem (vaginal anzuwendenden) Femidom durch den „passiven“ (irgendwie mag ich den Ausdruck „passiv“ hier nicht, aber so wurde es bezeichnet) Partner mit Hilfe einer Einführhilfe in den vorgeschmirten Anus eingeführt werden und dort auf die Ankunft des aktiven und erigierten Geschlechtsteils des „aktiven“ Partners wartend eine kurzzeitige und manchmal durchaus zu Recht als störend empdundene Unterbrechung des Aktes durch den Griff zum herkömmlichen Kondom verhindern sollte.

Im Falle des Anal-Kondoms bedeutet das: Das Verhütungsmittel kann schon vor dem Sex in den Anus der empfangenden Person eingeführt werden. Dies geschieht mit einem speziellen Applikator, also einer Einführhilfe. Dadurch soll den Herstellern zufolge auch bei der Verwendung von Kondomen die Lust nicht auf der Strecke bleiben. Außerdem besteht das Anal-Kondom aus Silikon und soll daher noch reißfester sein als handelsübliche Latexkondome.

Auch wenn fem.com mit der heutigen Story, aus der obiges Zitat entnommen wurde, die Geschichte jetzt wieder aufwärmt (haben die die Datumsangabe nicht gelesen?) – vom OAC ist weit und breit nichts mehr zu hören.

Die klinische Studie […] soll 2014 beginnen und dann idealerweise im Folgejahr dazu führen, dass die amerikanische Gesundheitsbehörde ihr Okay gibt. Wenn die Europäer ebenfalls die Sicherheit des Kondoms bestätigen, könnte 2015 das Akkordeon also in dm-Märkten, Tankstellen und allen anderen Ausgabestellen erhältlich sein.

(Ausgabestellen! Ha!) Nun ja, so stand es damals bei Queer.de, aber die hatten sich letztlich auch nur auf einen bereits im Mai 2013 erschienen Beitrag auf Queerty.com bezogen, der damals noch das entsprechende Konzeptvideo enthielt – das mittlerweile aber nicht mehr aufrufbar ist.
Na ja, wie die Überschrift schon sagt… (irgendwie muss ich bei sowas immer an das berühmte „Spraykondom“ denken).

Alles nur geklaut

scroguardDa hatte ich vor gut 4 Monaten von einer chinesischen Erfindung berichtet („Elros“ bzw. „Eros Protector“), und schon kommt ein Ami und kopiert das. Jetzt ist es natürlich eine „amerikanische Erfindung“ und heißt „Scroguard“ (meldet der Focus). Wenn man sich auf der Website der „Erfinder“ die Bilder und Faktem zum ScroGuard ansieht, fällt die Ähnlichkeit zu der Erfindung der chinesischen Studentin sofort ins Auge. Also: Es sind nicht immer die Chinesen, die unsere genialen Ideen klauen…. allzu oft ist es eben auch andersherum.
(Davon abgesehen hat das Teil keinerlei erotisches oder Verhütungs-Potenzial. Aber wer sich für $19.99 ein Gummihöschen mit Loch kommen lassen will, dem ist eh‘ nicht zu helfen.)

Update, 14.10.: Mittlerweile ist die Meldung ja bei jedem Käseblättchen angekommen und wird überall wiedergekäut. Lustig wirds jedoch dann, wenn die Wiederkäuer beim Wiederkäuen ihr Denkorgan ausschalten. Da kommt dann sowas raus wie

Die amerikanische Sicherheitsbehörde hat Scroguard noch nicht zugelassen. (MaDonna)

Yessir. Und ohne Waffenschein kriegt man die Teile sowieso nicht. Und nur zur Info: die FDA ist mitnichten „die amerikanische Sicherheitsbehörde“:

Die Food and Drug Administration, kurz FDA, ist eine US-amerikanische Regierungsagentur, die u.a. für die Zulassung und laufende Kontrolle von Lebens-, Genuss-, Nahrungsergänzungs- und Arzneimitteln verantwortlich ist. Sie ist dem Gesundheitsministerium unterstellt. Ihre deutsche Entsprechung ist das BfArM. (DocCheck)

Am Kondom sollt Ihr sie erkennen

Jodeldihi, jodeldihei und rumtata, das Heimatkondom ist da. Also… noch nicht, aber bald. Bald wird jede Region in Deutschland ihren heimatverbundenen Bürgern Regionalkondome zur Verfügung stellen können, wenn diese Idee von Christian Atz verwirklicht wird:

„Heimatgummi“ ist eine Lifestyle-Kondommarke, die von regionalen Künstlern designed, den Lokalkolorit einzelner heimatverbundener Regionen aufgreift.

Bayrische Lederhosengummis, oder Fischhautkondome von der Waterkant, Berliner Currywurst-Pariser, alles ist jetzt möglich. Das ganze Projekt riecht zwar etwas (sprachlich gesehen) nach Hype – man beachte die im Umfeld verwendeten Denglisch-Kreationen „Elevator Pitch BW“, „Erasmus for Entrepreneurs Programm“, „iAccelerator“, „Black Forest Accelerator“, wo es eigentlich nur um das Einsammeln von Fördergeldern geht -, aber hej, warum nicht. Die Presse hat auch schon daran geschnuppert; so schreibt die Badische Zeitung in einem Kommentar:

Bislang konnte David Bonfils aus dem Elsass als erster Künstler gewonnen werden, für das Salzkammergut entwickelt Michael Schumer ein Kondom-Schächtele. Ob wohl Stefan Strumbel Interesse hätte, der dem Verhüterli vielleicht noch einen den Lustgewinn steigernden Bollenhut und Schwarzwälder-Kirschtorten-Geschmack verpassen würde? Und Tomi Ungerer fällt sicher auch was Passendes zum Thema ein.

Nun ja. Wenn sich das Projekt darin erschöpft, einzelne Kondome mit einer von einem Künstler gestalteten Umverpackung zu versehen (eine Leistung, die man bei fast allen Kondomproduzenten als „Werbekondom“ ab 100 Stück einfach kaufen kann), dann ist das Ganze nur ein … (nein, ich sags nicht. Der „Erfinder“ ist Jurist, da muss man vorsichtig sein).
Kleiner Tipp: „LifeStyles Kondome“ sind eine Marke des Ansell-Konzerns. Die könnten durchaus verschnupft reagieren, wenn sie von „Lifestyle-Kondomen“ hören, die eigentlich nur Standardgummis mit Werbeaufdruck sind. Ach ja, „Elevator Pitch„, my ass:

Der Elevator Pitch BW bietet Gründerinnen und Gründern eine attraktive Plattform, um sich und ihre Geschäftsidee vor einer hochkarätigen Jury und einem Publikum aus regionalen Institutionen, potenziellen Investoren, Geschäftspartnern und Kunden zu präsentieren. Die jeweiligen Gewinner der lokalen Pitch-Wettbewerbe (Regional Cups) bekommen die einmalige Chance, im Landesfinale im Sommer 2015 ihre Geschäftsidee zu pitchen und ein Preisgeld zu gewinnen.