Holt mich hier raus

https://www.behance.net/gallery/53080695/Some-people-should-never-been-bornDa dachte man, es käme mal etwas Ruhe in die Trumpomanie, wo der erste Hype nun doch lange durch sein sollte, aber nein – manche müssen immer noch eins draufsetzen. So zum Beispiel die brasilianische Agentur Platinum FMD mit ihrer Anti-KondomPräsidenten-Kampagne „Some people should never have been born„, in der (wahrscheinlich extra starke) Kondome zum Eintüten von ein paar Unsympathen missbraucht werden.
Abgesehen davon, dass das Ganze ein wenig geschmacklos ist, ist auch die Umsetzung nicht unbedingt großartig zu nennen; mit der Textur des Materials hat sich das Gutmenschenteam wohl nicht eingehend auseinandergesetzt, wie die Detailaufnahmen auf der Projektseite zeigen – Latex (oder auch Polyisopren) sieht anders aus bzw. dehnt sich anders, wenn man es über ein Objekt spannt. Vielleicht ist mal einer meiner brasilianischen Kollegen so freundlich und schickt den Leuten ein paar echte Kondome. Für Materialstudien, natürlich nur. Nicht dass jemand auf die Idee kommt, ich fände diese Mainstream-„ich will auch noch draufhauen“-Karikaturversuche irgendwie unlustig und wollte die politisch korrekten Eiferer irgendwie ablenken, indem ich sie dezent auf andere Vergnügungen hinwiese.

Tag der Auferstehung?

Totgeglaubte leben länger, heißt es ja zuweilen. Hier ist einer – und zwar die Kondommarke „R3“ (die älteren werden die noch kennen, ist eine Schwester vom ollen Billy Boy), die will jetzt ihre Position in Israel ausbauen. Da sind sie zwar bisher schon ganz gut aufgestellt, aber anscheinend wird der Konkurrenzdruck auch dort stärker, insbesondere durch die Platzhirsche à la Durex einerseits und neue, fair/vegan aufgestellte Marken wie Glyde andererseits (und sooo groß ist der israelische Markt ja nun nicht…).
Nun hat R3 Israel also sein Produktportfolio aufgehübscht (Ähnlichkeiten zu anderen Marken sind natürlich rein zufällig, versteht sich, aber wahrscheinlch sowieso kaum vermeidbar) und wirbt mit einem doch mal ganz gut gelungenen Clip für die „starken Kondome aus Deutschland“:

Mehr dazu gibts auf NOZ.de:

Mehr als 400.000 Aufrufe hat das Video bisher, es wurde mehr als 3.000 Mal kommentiert. Dabei ist es erst seit wenigen Tagen online: Die Erscheinung wurde auf den 9. Juni, den Tag der „Pride Parade“ in Tel Aviv gelegt.

Zwischendurch: Rückblick

Nein, nichts persönliches, auch kein Rückblick auf ein paar Jahre Bloggen – nur ein Rückblick auf die Geschichte des Kondoms, damit niemand vor lauter Anekdoten und Merkwürdigkeiten den Überblick verliert; diesmal präsentiert von Hallie Lieberman in JStor Daily und angereichert mit ein paar lesenswerten weiterführen Literaturtipps:

Animal-intestine condoms have existed since “at least medieval times,” Bullough writes. Other scholars assert that the condom dates back even further, to tenth-century Persia. It was not until the sixteenth century that doctors began suggesting that patients use condoms to prevent diseases. The first physician to do so was the Italian doctor Gabriele Falloppio, who recommended that men wear a lubricated linen condom to guard against venereal disease.

Im Großen und Ganzen bringt der Artikel nichts Neues, aber zumindest ist es eine unaufgeregte und gut zusammengefasste Übersicht mit leicht Amerika-orientiertem Schwerpunkt (natürlich), erholsam sachlich im Gegensatz zu Klickbait-Galerien à la „10 unglaubliche Fakten über Kondome, Nr. 8 hat mich echt umgehauen“ oder so.

Nicht so hastig, Jungs.

Gaaanz überraschend hat die Wissenschaft (endlich!) herausgefunden, dass es grundsätzlich besser ist, sich gerade bei wichtigen Dingen (wie dem Überziehen eines Kondoms) ausreichend Zeit zu lassen, um Fehler (und daraus resultierende spätere Probleme, Kevins, etc.) zu vermeiden.

This event-level analysis suggests that women and men who perceive that condom application was rushed are more likely to experience errors/problems during the sexual event that substantially compromise the protective value of condoms against disease and pregnancy. Educational efforts emphasising the need to allow ample time for condom application may benefit this population. (Sex Transm Infect. 2015 Jun;91(4):275-7. doi: 10.1136/sextrans-2013-051491. Epub 2014 Nov 12.)

Nun ja.
Wirklich überraschend ist das nun nicht. Und neu eigentlich auch nicht, wenn man sich das Datum der Veröffentlichung anschaut. Aber irgendjemand brauchte wohl einen Lückenfüller, und so wurde es eben eine „aktuelle Studie“ – und wie das so ist, wird diese „aktuelle Studie“ nun überall wiedergekäut, als wenn sie irgend etwas neues bringen würde. Nein – tut sie nicht. Sie untermauert halt nur eine alte Binsenweisheit – die dadurch natürlich aber nicht weniger wichtiger ist. Also: Lasst Euch Zeit. Nicht nur beim Überziehen 🙂