Moschus? Pilze? Lachs?

Gibt es eigentlich irgendeinen sachlichen Grund, warum es Kondome nicht mal mit etwas ungewöhnlicheren Aromen geben sollte? Das aufdringliche Standard-Erdbeer-Aroma aus der Chemieküche hängt einem ja mittlerweile buchstäblich zum Halse hinaus. Die übliche Früchtepalette wirkt ja auch schon ziemlich abgelutscht (pardon the pun) – also Banane, Tutti-Frutti und wie sie alle heißen. Pfefferminze, Lakritze und Schokolade decken als Ergänzung zum Obst die Süßigkeitenecke ab, und das war’s dann auch schon. Zum Gähnen langweilig. Und dann stößt man unverhofft auf so einen Text:

Es ist lecker-braun und riecht nach Moschuchs-Ochse. Oder dezent beige wie Steppengras. Wer Glueck hat, kriegt den Gummi-Űberzieher in Pink, Geschmacksrichtung: Arktischer Lachs. Besonders gefragt sind die Aromen von Rentierfell und wilden Pilzen.
Ausgefallene Kondome sind in Mode. Speziell für die Eskimo-Olympiade im kanadischen Iqaluit wurden jetzt fünf neue Geschmacks- und Farbrichtungen auf den Markt gebracht. (Herbert Bopp, Inside Canada)

Oh, da läuft einem ja das Wasser im Munde zusammen. Doch dann kommt unten, am Ende des Artikels, die Ernüchterung in Form des Veröffentlichungdatums: März 2002. Offensichtlich haben sich die innovativen Geschmacksrichtungen auch in Kanada nicht durchsetzen können. Schade. Da hat es wohl auch keinen Zweck, hierzulande typisch deutsche Aromen auf Kondome zu pinseln – etwa Sauerkraut-, Kartoffel- oder Bieraroma – oder Döner- bzw. Pizzaaroma für Kondome mit Migrationshintergund.

Bebilderte Anleitung

Heute möchte ich einmal wieder auf die unermüdliche Arbeit der vielen Freiwilligen aus der AIDS-Hilfe hinweisen. In vielen Städten gibt es örtliche AIDS-Hilfe-Vereine, die – oftmals unbemerkt von der lokalen Presse – einen wichtigen Anteil an den Aufklärungs- und Präventionsbemühungen haben. Heute bin ich beispielsweise mal auf der Website der AIDS-Hilfe Ulm gewesen und habe mir dort die von Jugendlichen für Jugendliche erstellte bebilderte Anleitung zur Benutzung eines Kondoms angeschaut, die ich Euch als gut und klar empfehlen möchte.
Also: Herzliche Grüße nach Ulm, und weiter so!

Montag ist Welt-Verhütungs-Tag

Am 26. September wird (von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbeachtet) der Welt-Verhütungs-Tag (world contraception day) begangen. Nun mag ja gerade jetzt sicher niemand was über Kondome hören, nachdem Unser Aller Ratzi gerade hier war (die Schlagworte „Papst“ und „Kondome“ gehören ja mittlerweile zusammen wie Butter und Brot), aber trotzdem will ich noch kurz auf die neuesten Zahlen der BzGA hinweisen:

Das Verhütungsmittel der ersten Wahl ist die Pille (53 Prozent), gefolgt vom Kondom mit 37 Prozent. Ein Vergleich mit jüngeren BZgA-Studien belegt, dass die Deutschen trotz des wachsenden Angebots an Verhütungsmethoden Pille und Kondom seit Jahren treu bleiben. An dritter Stelle folgen mit 10 Prozent die Spirale und mit ebenfalls 10 Prozent die Sterilisation. Die Spirale wird am meisten in der Altersgruppe 30 bis 39 Jahre genutzt, während die Sterilisation für fast jede(n) Vierte(n) aus der Altersgruppe 40 bis 49 Jahre das Mittel der Wahl ist.

Dies und mehr ist an dieser Stelle nachzulesen. Unter www.forschung.sexualaufklaerung.de lassen sich auch die beiden aktuellen Studien zur Jugend- und Erwachsenensexualität herunterladen.
Apropos Verhütung: Das Wort selbst ist ja schon seltsam. Die Wurzel ist anscheinend „Hut“ (Kleid -> Verkleidung, Zier -> Verzierung, Hut -> Verhütung), wodurch es also eigentlich bedeutet „jemandem einen Hut aufsetzen“. Vieleicht so einen lustigen Zweispitz, wie ihn Ratzi gerne trägt? Oder einen purpurroten Kardinalsdingsbums… Schade, dass es die „Ratzegummis“ von Lebenslust derzeit nicht mehr gibt… schlechtes Marketing, Leute. Gerade jetzt wären die Dinger weggegangen wie frisches Brot.

Das Kondom der unbegrenzten Möglichkeiten

Poster AIDS Präventionstage ©Amt für Gesundheit FrankfurtSo heißt eine „Szenen-Collage“, die das Schultheater-Studio Frankfurt anlässlich der Präventionstage am 15. und 16. September im Nordwestzentrum (Aktionsbühne) am 15.9. um 10 und 12 Uhr aufführt.

Um jugendgerechte, lebensnahe Ansätze der AIDS-Prävention geht es am 15. und 16. September ab 10 Uhr bei den 6. AIDS-Präventionstagen auf der Aktionsbühne im Nordwestzentrum in Frankfurt. Das Amt für Gesundheit hat alle siebten und zehnten Klassen der Frankfurter Schulen eingeladen. Das Angebot richtet sich aber an jedermann.
Bei der Veranstaltung des Amtes für Gesundheit, der AIDS-Hilfe Frankfurt und der AIDS-Aufklärung geht es darum, sich dem Thema nicht akademisch, sondern eher spielerisch zu nähern. (Quelle: Frankfurt Live)

Obwohl ich grundsätzlich die Idee begrüße und auch Sprachspielereien nicht abgeneigt bin, scheint mir doch der Verzicht auf jedwede sinnvoll anzuwendende grammatische oder semantische Verknüpfung in diesem Fall einfach zu weit hergeholt – vor allem, wenn man eigentlich das meint, was man erhält, wenn man die beiden Teile dieses Titels andersherum aneinander reiht, nämlich „Die unbegrenzten Möglichkeiten des Kondoms“.
Leider bin ich nächste Woche nicht in Frankfurt, um es mir anzusehen, hoffe aber trotzdem, dass es gut wird.
Eine Sprachspielerei, die mir wesentlich gelungener erscheint, ist der Titel einer Autorenlesung: „Endlich mal was Positives – Mein Umgang mit HIV“ (Lesung von Matthias Gerschwitz in der Zentralen Stadtbücherei).
Das komplette Programm der AIDS-Präventionstage findet sich beim Gesundheitsamt der Stadt Frankfurt.