Wie schon im vorigen Beitrag angedeutet, gibt es für Kondome gewisse Regeln, die man einhalten muss, wenn man sie auf den Markt bringen will. Die meisten davon sind auf irgendeiner Ebene sinnvoll, manche erscheinen überzogen, und manche nerven. Klar, Kondome sind Medizinprodukte, wissen wir alle, aber echt jetzt. Kondome. Stück Gummi übern Schniepel. Sonst nichts.
Aber hey, ja. Isso. Man kann das relativ locker sehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren, oder man kann den Erbsenzähler raushängen lassen. Was man aber nicht kann tun sollte, ist sich einfach darüber hinwegzusetzen und alles auf einmal zu ignorieren.
Momentan kann man (direkt beim Anbieter, einer deutschen Firma) und auch über den einen oder anderen großen Onliner (der es eigentlich besser wissen sollte) eine Sorte Kondome kaufen, die man auch dann nicht annähernd als verkehrsfähig bezeichnen könnte, wenn man beide Augen zudrückt – die Packungen sind falsch bzw. unzureichend gekennzeichnet (so fehlen unter anderem die Angaben zum Hersteller, zur Verantwortlichen Person (EC-REP) und zum Importeur/Inverkehrbringer, die MD-Kennzeichnung, der Pflichthinweis auf die innenliegende Benutzungsanleitung und leider auch die die Benutzungsanleitung als solche. Bei einer Variante fehlt zudem auf der einzelnen Kondomverpackung die Angabe zu LOT und Haltbarkeit (oder ist schwarz auf schwarz gedruckt, was auf dasselbe hinausläuft). Abgesehen davon enthält die Beschriftung der Packungen noch falsche Angaben – die aufgedruckten 52 bzw. 56 mm sind nicht, wie angegeben, der Durchmesser, sondern die nominale Breite (die auch als solche eine Pflichtangabe darstellt, im Gegensatz zum Durchmesser), und der Claim „Made in Germany“ ist nicht zutreffend, wenn die Ware in China produziert wurde. Auch mit der Größenangabe selbst wurde offensichtlich etwas geschummelt; die „56mm“-Kondome ergeben beim Nachmessen nur 53mm, die „52mm“-Kondome kommen nur auf 49mm nominale Breite…
Egal. Merkt ja keiner. CE drauf, auf mehr achtet eh keiner (falls überhaupt). Hauptsache „eine ästhetische und diskrete Verpackung“ und „intuitiv, elegant und fast zu schön für die Nachttischschublade“ mit „sunny side up“. Vielleicht noch ein paar Buzzwords auf die Packung? Aber gerne doch: „frei von Glyzerin, Parabenen, Spermizid und schädlichen Chemikalien“, ein wenig „natürlichen Naturkautschuklatex“ brauchen wir auch, und natürlich muss „vegan“ mit drauf. Dazu nehmen wir irgendeinen Text zur Aufbewahrung, den wir von woanders abschreiben (dass da „Siegelbriefchen“ steht, aber die Tüte gar keine enthält… wen stört’s).